Lesezeit: 5 Minuten
Wenn du schon mal eine Klausur korrigiert hast oder an einer Musterlösung verzweifelt bist, weil du ihr nicht richtig folgen konntest, dann kennst du das Problem: Man freut sich auf eine sauber aufgebaute Lösung – und dann springt die Bearbeitung plötzlich kopfüber ins Ergebnis.
Keine Begründung, kein roter Faden, kein „Mitnehmen“ der Leserin oder des Lesers. Stattdessen wirkt der Text wie ein Schnellschuss.
Für dich als Kandidat*in bedeutet das: Punktabzug, obwohl dein Ergebnis vertretbar ist.
Die Lösung: führen statt springen.
Oder anders gesagt: Schritt für Schritt systematisch herleiten, statt sich voreilig in die Konklusion zu stürzen.
Diese Ausgabe wird dir präsentiert von endlich jura. All-Access – der Nr. 1 Lösung für deine Examensvorbereitung.
Warum lohnt es sich, Mitglied bei uns zu werden?
✔ Zugriff auf 60+ Original-Examensklausuren mit Lösung
✔ Jeden Monat zwei neue interaktive Fallbesprechungen
✔ Möglichkeit, deine Fragen direkt in der wöchentlichen Sprechstunde zu klären
Mach es dir nicht so schwer! Teste All-Access jetzt 14 Tage kostenlos – vielleicht können wir ja auch dich unterstützen!
Das Problem ist nicht nur stilistischer Natur. Wenn du ohne systematische Herleitung zu früh zum Punkt kommst, riskierst du:
Punktverlust trotz richtiger Lösung – weil nicht erkennbar ist, wie du dorthin gelangt bist.
Misstrauen bei der Korrektorin – sie weiß nicht, ob du den Weg wirklich verstanden oder nur geraten hast.
Fehler bei der Folgeprüfung – denn wenn ein Zwischenschritt fehlt, gerät oft die gesamte weitere Argumentation ins Wanken.
Gerade in Examensklausuren gilt: Du musst zeigen, dass du den Weg kennst, nicht nur das Ziel.
Das ist wie beim Bergsteigen – es reicht nicht, oben zu stehen. Die Prüferin will sehen, dass du den sicheren Pfad gegangen bist und nicht per Hubschrauber abgesetzt wurdest. Sorry – ein besseres Bild ist mir nicht eingefallen.
Das folgende Beispiel stammt wortwörtlich aus einer universitären Musterlösung. Es ist formal korrekt – und trotzdem ein Paradebeispiel für „springen statt führen“.
b) Maßgeblicher Zeitpunkt für die Veräußerung
Dies müsste nach der Überlassung des Wohnraums an den Mieter geschehen sein. Hier wurde das Haus am 01.03.2025 an M vermietet und überlassen. Zwar hatten sich E und K bereits zuvor, nämlich am 31.01.2025, über die Eigentumsübertragung an dem Grundstück geeinigt. Allerdings kommt es in zeitlicher Hinsicht bei der Veräußerung im Sinne des § 566 Abs. 1 BGB auf die Vollendung des Rechtserwerbs an, sodass dafür sowohl Auflassung als auch Eintragung erforderlich sind. Die Veräußerung ist mithin nach Überlassung des Wohnraums an M erfolgt, da der Rechtserwerb des K erst am 10.05.2025 mit der Eigentumsumschreibung im Grundbuch vollendet war.
Man sieht: Alles Wichtige ist da – Norm, Definition, Subsumtion, Ergebnis. Aber die Leser*innen werden nicht abgeholt. Es wirkt, als sei die Argumentation eher hingelegt als hergeleitet.
Damit eine Klausurbearbeitung überzeugend wird, braucht sie gedankliche Transparenz.
Das Negativbeispiel springt direkt ins „Dies müsste…“ und arbeitet sich dann eher beschreibend als prüfend vor. Die eigentliche Rechtsfrage – Was bedeutet überhaupt Veräußerung? – wird nicht klar herausgearbeitet.
Fehlt diese logische Führung, passiert Folgendes:
Der rote Faden verschwimmt.
Die Korrektorin muss sich den Weg selbst rekonstruieren.
Der Eindruck entsteht, dass du nur auswendig Gelerntes reproduzierst, statt den Fall eigenständig zu durchdringen.
Stell dir vor, du führst deine Korrektorin wie an der Hand durch die Prüfung.
Du beginnst mit der klar formulierten Rechtsfrage, stellst die maßgeblichen Voraussetzungen dar, ordnest die relevanten Sachverhaltsangaben Schritt für Schritt diesen Voraussetzungen zu und schließt mit einem prägnanten Ergebnis.
Ein Positivbeispiel könnte also so aussehen:
b) Veräußerung des vermieteten Wohnraums nach der Überlassung an den Mieter
Hierzu dürfte der vermietete Wohnraum erst nach der Überlassung an den Mieter veräußert worden sein. Dies setzt nicht bloß voraus, dass die Auflassung (vgl. § 925 Abs. 1 S. 1 BGB) erst nach der Überlassung an den Mieter erfolgte, sondern auch, dass das Grundbuchamt die Eintragung des neuen Eigentümers erst nach der Überlassung des Wohnraums an den Mieter vorgenommen hat. Vorliegend hatten sich E und K zwar bereits am 31.01.2025 über die Eigentumsübertragung an dem Grundstück geeinigt und wurde M das Haus am 01.03.2025 überlassen; allerdings fand die Eigentumsumschreibung im Grundbuch erst am 10.05.2025 statt. Somit wurde der vermietete Wohnraum erst nach der Überlassung an den Mieter veräußert.
Was sich zeigt: Es liest sich oben zwar so, aber das ist in Wahrheit gar kein Problem. Wenn man denn sauber arbeitet.
Wenn du vermeiden willst, dass deine Argumentation wie im Negativbeispiel einfach „hingeworfen“ wirkt, hilft dir eine klare gedankliche Landkarte. Sie sorgt dafür, dass du vom Ausgangspunkt bis zum Ergebnis sauber leitest – so wie im Positivbeispiel.
1. Rechtsfrage formulieren Stell dir vor, du sagst deiner Korrektorin: „Wir sind jetzt hier. Das wollen wir klären.“ Formuliere dazu einen einleitenden (Ober-) Satz, der die Rechtsfrage glasklar macht.
Beispiel: „Hierzu dürfte der vermietete Wohnraum erst nach der Überlassung an den Mieter veräußert worden sein.“
2. Rechtlichen Maßstab benennen Bevor du subsumierst, leg offen, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und woher sie kommen. Welche Norm, welche Definition, welcher zeitliche Bezug? Das zeigt, dass du den Maßstab kennst – und nicht nur im Sachverhalt herumstocherst.
Beispiel: „Dies setzt nicht bloß voraus, dass die Auflassung …, sondern auch, dass das Grundbuchamt die Eintragung …“
3. Sachverhalt unter jeden einzelnen Punkt legen Arbeite nun die Fakten aus dem Sachverhalt sauber unter jede Voraussetzung ein. Trenne dabei gedanklich und sprachlich zwischen einzelnen Ereignissen.
Beispiel: „Vorliegend hatten sich E und K zwar bereits … allerdings fand die Eigentumsumschreibung …“
4. Klare Folgerung treffen Schließe mit einem knappen, eindeutigen Ergebnis, das den Kreis zum Startpunkt schließt, bestenfalls, indem du die exakt gleiche Formulierung nutzt.
Beispiel: „Somit wurde der vermietete Wohnraum erst nach der Überlassung …“
Das Schöne daran: Diese Struktur funktioniert in jedem Rechtsgebiet und bei jedem Schwierigkeitsgrad. Ob du eine große Examensklausur löst oder eine kleine Übung – mit dieser Landkarte führst du deine Korrektorin Schritt für Schritt ans Ziel, ohne dass sie zwischendurch den Faden verliert.
Wer führt statt springt, gewinnt nicht nur Sympathiepunkte bei der Korrektorin, sondern hat auch deutlich bessere Chancen auf eine „gute“ Bewertung. Gerade bei komplizierten Examensfällen ist der methodisch saubere Weg oft ein entscheidendes Kriterium zwischen „bestanden“ und „durchgefallen“.
Die gute Nachricht: Systematisch zu prüfen, ist keine angeborene Fähigkeit, sondern eine trainierbare Technik. Je öfter du bewusst führst, desto mehr wird es zu deiner natürlichen Schreibweise.
Das Prinzip Führen statt springen ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem interaktiven Kurs, den ich gerade für dich entwickle: fünf Wochen, fünf Disziplinen der Fallbearbeitung – mit allen Tools, die du brauchst, um Klausuren souverän zu analysieren, zu strukturieren und zu lösen.
Live, in Farbe, anhand echter Fälle.
📅 Los geht’s am 29. September.
Wenn du den Kurs von Anfang an mitverfolgen, mitgestalten und dir frühzeitig einen Platz sichern willst, kannst du dich ganz unverbindlich vormerken. Schreib mir einfach einen Einzeiler an [email protected] und ich pack dich auf die Liste!
Keine Zahlungsdaten, keine Verpflichtung – einfach nur Interesse zeigen.
Als Dankeschön bekommst du:
regelmäßige Einblicke in die Entwicklung des Kurses,
die Möglichkeit, deine Wünsche und Ideen einzubringen,
und einen exklusiven Rabattcode zum Launch.
50% Complete
Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipiscing elit, sed do eiusmod tempor incididunt ut labore et dolore magna aliqua.